Alles wird gut – das ist das Mantra, das ich seit einer Woche vor mich hinsage. Seit die Küche raus ist und die Handwerker da. Die goldene GUT-Schriftzug ist das einzige, was geblieben ist. Der Rest ist verteilt auf das ganze Haus: der Kühlschrank und die Espressomaschine im Wohnzimmer, der Inhalt der Küchenschränke im Büro, der Wasserkocher im Badezimmer. Überall stehen Staubschutzwände.
Wir bekommen einen neuen Fußboden im Erdgeschoss und eine neue Küche. Der Zeitplan schien entspannt. Der Fußbodenbauer rechnete mit zwei, höchstens drei, Tagen. Also Montag und Dienstag, vielleicht noch den Mittwoch. Mit einem Tag Puffer haben wir den Küchenbauer für Freitag bestellt. Tage vorher haben wir geräumt, zurückgebaut, verstaut und alles vorbereitet. Am vergangenen Montag wird der Plan das erste Mal durcheinandergebracht durch den erstaunten Handwerker. Nein, die Spachtelmasse kann man heute noch nicht wieder betreten. Entweder stellen wir uns eine Leiter an den Balkon oder wir schlafen woanders. Das hat sich in der Vorbesprechung noch ganz anders angehört. Gut, dass wir drüber gesprochen haben.
ALLES WIRD GUT.
Der Dienstag kommt, aber kein Fußbodenbelag. Die Spachtelmasse ist noch zu feucht, um das Linoleum zu verlegen. Die braucht noch zwei, besser drei Tage bis die Feuchtigkeit da raus ist. Am Mittwoch tut sich gar nichts. Dann kommt der Donnerstag und der Moment, in dem die Fußbodenbauer ihre Arbeit niederlegen. Nix zu machen, alles noch zu feucht. Eigentlich sollte da alles schon fertig sein. Morgen sollte die Küche aufgebaut werden. Jetzt türmt sich nur das Linoleum in hohen Rollen dort, wo ich eigentlich schon die neuen Schränke einräumen wollte. Statt dessen können wir nur abwarten und dem Fußboden beim Trocknen zuschauen.
ALLES WIRD GUT.
Dann das Telefonat mit dem Küchenbauer, um den Termin zu verschieben. Der nächste Termin zum Aufbau, ja, der sei erst in vier Wochen. Also noch vier Wochen kalte Küche im Wohnzimmer. Sätze die häufig fallen in diesen Tagen: “Ich weiß auch nicht, wie ich das erklären soll…” und “Ich weiß ja nicht, wie das abgesprochen war, aber so geht das nicht.” Leute, Leute… Entfeuchter und Heizlüfter laufen rund um die Uhr. Letzterer brennt am Samstag durch und sengt die neue Steckdose in der Küche an.
ALLES WIRD GUT.
Zum Glück beweist der Küchenbauer Flexibilität. Die Küche kann doch noch diese Woche aufgebaut werden. Jetzt starren wir inzwischen alle gebannt aufs Feuchtemessgerät. 13,4. Noch viel zu viel. Wir brauchen 6. Allerhöchstens 8. Die schon zugeschnittenen Linoleumbahnen lassen sich nicht mehr aufrollen und müssen wohl oder übel auf dem feuchten Untergrund liegen. Deshalb wellen sie sich fröhlich und reißen an den Ecken. Wir kleben die Stolperkanten über das Wochenende mit Maskingtape ab und markieren einen bunten Parcours von der Treppe bis zum Wohnzimmer, das nun ja seit einer Woche unsere Küche ist. Immer mit dem Hinweis im Kopf, mit dem die Handwerker sich in das Wochenende verabschiedet haben “Linoleum ist ein Naturprodukt. Das ist extrem empfindlich wenn es noch nicht verklebt ist. Wenn das bricht haben wir ein Problem!”
ALLES WIRD GUT.
Das Wochenende haben wir überstanden, ohne über die vereinzelt lose liegenden Linoeumbahnen zu stolpern. Das ist ja schon mal was. In der Küche hat der Boden 8 Prozent Feuchtigkeit. Kann losgehen. Im Flur allerdings noch nicht, denn da ist es noch zu feucht. Aber immerhin wird die Küche aufbaut.
ALLES WIRD GUT…